Buchtipps

von Alexander Engel

Trophäe

Gaea Schoeters
Trophäe

Trophäe

„Ein ethischer Mindfuck!“

So bezeichnet der Schriftsteller Dimitri Verhulst diesen Roman der belgischen Autorin Gaea Schoeters, und das trifft es sehr gut.

Wir treffen hier auf den reichen Amerikaner Hunter White, der wieder mal auf Großwildjagd in Afrika ist. Für ihn befriedigt die Jagd ein Ur-Bedürfnis, und er hat großen Respekt vor den beeindruckenden Wildtieren. Als jedoch die Jagd auf ein Nashorn fehlschlägt, weil es zuvor von Wilderern getötet wurde, und ihm als Ersatz angeboten wird, Jagd auf einen jungen Mann aus einem dort ansässigen Stamm zu machen, muss er seine Grundsätze hinterfragen.

Alles natürlich furchtbar und moralisch höchst verwerflich?

Sehr geschickt führt die Autorin in dieser literarischen Abenteuergeschichte immer wieder an die Grenzen zwischen Richtig und Falsch. Dabei stellt man fest, dass vielleicht nicht alles so moralisch und ethisch schwarz und weiß ist, wie man meinen könnte.

Große Empfehlung!

Die Insel der Tausend Leuchttürme

Walter Moers
Die Insel der Tausend Leuchttürme

Die Insel der Tausend Leuchttürme

Walter Moers‘ Zamonien-Bücher sind wirklich einzigartig. Nirgendwo sonst findet man so viele phantasievolle, kreative, skurrile, witzige und aberwitzige Ideen, Figuren und Orte in einem Buch. Lange mussten die Fans warten, aber nun hat er mit den Inseln der Tausend Leuchttürme mal wieder einen richtig großen Wurf hingelegt.

Auf über 600 Seiten folgt man dem zamonischen Schriftsteller-Genie Hildegunst von Mythenmetz auf seiner Entdeckungstour auf der Insel Eydernorn, die so einige Geheimnisse birgt. Was hat es mit der riesigen Wolke auf sich, die stets über der Insel schwebt, und sich fast wie ein Lebewesen zu verhalten scheint? Was führen die schrulligen 111 Leuchtturmwärter im Schilde, die in Geheimcodes miteinander kommunizieren?

Besondere Freude macht auch, dass Walter Moers diesen Roman wieder mit über 100 genialen Zeichnungen selbst illustriert hat. Ein großes Lesevergnügen, ich wollte gar nicht, dass es aufhört!

Kommt ein Pferd in die Bar

David Grossman
Kommt ein Pferd in die Bar

Kommt ein Pferd in die Bar

Ein Comedy-Club in Israel: Der Stand-Up-Komiker Dovele redet sich bei seinem Auftritt um Kopf und Kragen. Dabei schwankt er zwischen düsterer Komik, philosophischen Ausflügen, Slapstick und kontroversen politischen Seitenhieben. Das Publikum weiß bald nicht mehr, ob es lachen oder weinen soll, als Dovele beginnt, von seiner tragischen Jugend zu erzählen. Und ein Schulfreund, der ihn seit 40 Jahren nicht mehr gesehen hat, fragt sich, warum ihn Dovele für diesen Abend eingeladen hat…
Dovele, dessen Performance sowohl Selbstoffenbarung und Selbstzerstörung ist, ist eine faszinierende Figur, die einen in ihren Bann zieht. Literatur, die provoziert und amüsiert und mit einer Mischung aus Tragik und Komik begeistert.

Piranesi

Susanna Clarke
Piranesi



Piranesi lebt im ersten Stock eines riesigen Gebäudes, in dem sich endlos Räume aneinanderreihen, verbunden durch ein Labyrinth aus Korridoren, Treppen und tausenden Statuen. Das Erdgeschoss besteht aus einem Ozean, der zweite Stock ist voller Wolken. Für Piranesi gibt es nur dieses Haus, für ihn ist es die Welt und er lebt in Einklang mit ihr. Außer ihm gibt es nur einen Menschen im Haus. Doch ist dieser „Andere“ wirklich sein Freund? Was bedeuten die seltsamen gefundenen Aufzeichnungen über eine Welt außerhalb des Hauses? Langsam bekommt Piranesis Bild seiner Realität Risse. Gibt es etwas anderes als das Haus? War er wirklich schon immer hier? Und wenn nicht, wer war er, bevor er ins Haus gelangte?
Susanna Clarkes Roman ist ein wunderbares Lesevergnügen. Intelligent und spannend, phantastisch und philosophisch.