Rezensionen

Die Bewertungen unserer Kunden

Rezension von Eska

Solider Krimistoff mit Schwächen

Das schwarze Band ist der vierte Teil der Serie und ich habe alle gelesen. Durch die Bank gute bis sehr gute Krimis.
Am Lokalkolorit kann man noch arbeiten: Kommissar Emmerich unterhält sich mit der Mutter einer ermordeten jungen Frau. Die Mutter lebt in bescheidensten Verhältnissen und sagt dann Sätze wie: "Sie war wie immer. Frech und vorlaut, und völlig unbedarft. Das Mädel hat ja überhaupt keinen Realitätssinn gehabt."
Das ist für eine einfache Frau in den 1920er Jahren sehr unglaubwürdig formuliert.

Rezension von Karin Pfeiffer

Das schwarze Band

August Emmerich wird verdonnert, einen Kurs zu besuchen, in dem er bessere Manieren lernen soll, weil er den amtierenden Kanzler beleidigt hatte. Sein Assistent Winter muss nun alleine zurecht kommen und sich beweisen, was er fast mit seinem Leben bezahlt, als er sich in ein verrufenes Bordell am Stadtrand von Wien begibt, um dort eine junge Russin zu suchen, die Zeugin eines Doppelmordes an ihren beiden Freundinnen ist. Auch bei Emmerich in der Kaserne tut sich Einiges. Er kommt einer Verschwörung auf die Spur, kämpft gegen Windmühlen im Bemühen, die Drahtzieher zu entlarven und an ihrem Vorhaben zu hindern. Nebenbei ist er auf der Suche nach seiner Mutter, die ihn als Säugling verlassen hatte, sodaß er in einem Waisenhaus aufwachsen musste.

In diesem 4. Band mit August Emmerich im Wien der 20ger Jahre beschreibt Alex Beer das Milieu in der Zwischenkriegszeit, die Krisen und politischen Wirren, interessant und anschaulich.

Rezension von Florian Lechner

Das schwarze Band

Ein neuer Fall für Winter und Emmerich. Zwei junge Frauen werden ermordet aufgefunden, doch dies ist erst der Beginn eines verzwickten Katz und Maus Spiels voller Intrigen und politischer Komplotte. Winter ist diesmal zunächst auf sich gestellt, weil Emmerich diszipliniert werden soll. Dabei wächst er weit über sich hinaus und löst den Mord an den beiden Mädchen mit unerwarteten Gehilfen, während Emmerich einer Verschwörung auf die Spur kommt. Wird er schnell genug handeln können, um die junge Republik zu retten? Spannend und ungewohnt humorvoll entführt uns Alex Beer wieder in das Wien der Zwischenkriegszeit und enttäuscht auch diesmal nicht!

Rezension von Bibliomarie

Ein Fall für August Emmerich

August Emmerich ist ein Kriminalkommissar der aus dem Rahmen fällt. Nicht nur weil er im Wien in den 20iger Jahren des letzten Jahrhunderts ermittelt, sondern weil er nicht in das gängige Beamtenklischee passt. Aufgewachsen als uneheliches Kind im Waisenhaus, war ihm eher ein proletarischer Werdegang vorherbestimmt. Auch wenn er nun als Kriminalbeamter eine gesicherte Position hat, seine Herkunft will und kann er nicht verleugnen. Und was heißt schon gesichert, wenn die Inflation wütet und er mit seinen drei kleinen Kindern keine Wohnung findet. Das ist der Hintergrund dieses historischen Kriminalromans.

Ein Doppelmord macht der Polizei zu schaffen, es traf zwei junge Frauen aus dem Milieu. Doch statt zu ermitteln, muss Emmerich zu einer Art Benimmkurs. Seine despektierlichen Äußerungen über den neuen Kanzler wurden leider von der falschen Person gehört. Nun sitzt Emmerich in einer Kadettenanstalt fest und muss seinen jungen Mitarbeiter in die Welt der Gangster, Schieber und zwielichtigen Clubs schicken. Eine echte Feuerprobe für den jungen, ehemals adligen, Ferdinand Winter.

Es gibt schon einige Bücher um August Emmerich, aber „Das schwarze Band“ ist mein Einstieg. Ich hatte damit überhaupt keine Probleme und nie das Gefühl, dass mir Vorwissen fehlt. Lediglich der Wunsch, möglichst schnell die anderen Bände aus der Reihe zu lesen, ist immer drängender geworden.

Das stimmungsvolle Zeitbild hat mich gefesselt, die wilden Zwanziger, die auch in Wien, ähnlich wie in der Berlin zu dieser Zeit, zwei Welten zeigen. Die hemmungslose Vergnügungssucht in Bars und diversen Clubs, sexuelle Freizügigkeit wie nie zuvor auf der einen Seite. Aber auch eine zunehmende Verelendung der Bevölkerung, Inflation und Arbeitslosigkeit haben viele Viertel Wiens in Slums verwandelt. Dazu kommt die unsichere politische Führung, das Kaiserreich ist eben erst untergegangen und der alte Adel will sich nicht mit dem Adelsaufhebungsgesetz abfinden.

Ich mag es, wenn mich Bücher mit Spannung unterhalten, ich aber auch sehr viel aus dem Hintergrund erfahren kann. Hier vor allem zeitgeschichtliche Dinge aus der jungen Republik Österreich. Das war eine richtige Zeitreise.

Alex Beer hat eine faszinierende Art zu schreiben, der Krimi ist unglaublich spannend, hart und ungeschminkt, aber auch unterhaltend. Ihre Figuren – allen voran – August Emmerich haben mir in ihrer Charakterisierung sehr gefallen.

Genau der richtige Lesestoff für Fans des historischen Kriminalromans und ich bin sicher, ich werde mir keinen Band entgehen lassen.

Rezension von Bellis-Perennis

Eine gelungene Fortsetzung

Man schreibt das Jahr 1921 und Wien wird von einer noch nie da gewesenen Hitzewelle heimgesucht. Zahlreiche Menschen sterben an Dehydrierung. Doch nicht nur natürliche Ursachen kosten einigen Menschen das Leben. Es wird auch weiter gemordet. Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter werden in die Brigittenau gerufen. Zwei Frauen sind in ihrer Wohnung erschlagen worden, die dritte Mitbewohnerin ist verschwunden. Ist sie die Täterin oder ein Opfer?

Doch bevor die Ermittlungen so richtig in Fahrt kommen, wird August Emmerich zu einem „Benimm-Lehrgang“ in die Schwarzenbergkaserne abkommandiert. Er soll bitte endlich, seine ruppige Art ablegen und nicht immer das sagen, was er sich denkt. Doch als er die anderen Kursteilnehmer sieht und sein Widersacher in der Abteilung „Leib und Leben“ Peter Brühl als Ausbildner erscheint, kommt ihm dieser Kurs ziemlich „spanisch“ vor. Als dann noch ein Kursteilnehmer vor seinen Augen in den Tod gestoßen wird, ist ihm klar, dass hier etwas ganz gewaltig stinkt. Will man seine Karriere bei der Polizei nun endgültig ruinieren oder gibt es ein weit größeres Intrigenspiel mit weit reichenden Folgen für die junge Republik?

Meine Meinung:

Emmerich ist ein „Sau-Prolet“, wie Veit Kolja, sein einstiger Waisenhaus-Kumpel, Unterweltsboss und nunmehriger Neo-Parlamentarier zu sagen pflegt, während Ferdinand (von) Winter als seines Vermögens und Titel verlustiger Adeliger stets höflich und mitunter auch ein wenig zu zurückhaltend auftritt. So würde Ferdinand niemals über den neuen Bundeskanzler Johann Schober sagen, dass „er vielleicht ein guter Polizeipräsident war, aber als Bundeskanzler nichts tauge, weil er wie viele andere ein Geldsack und Emporkömmling sei.“ (S. 15) Ja, Ferdinand würde so etwas nicht einmal denken, geschweige denn, auf einem Empfang laut aussprechen und dabei noch von einigen Leuten belauscht werden.

Doch kann man Emmerich sehr gut verstehen. Er ist eben nicht auf der Butterseite des Lebens aufgewachsen. Derzeit kämpft er mit der steigenden Inflation, die ihm und den drei Kindern seiner ermordeten Freundin kaum das Nötigste zum Leben lassen.

Auch in ihrem vierten Fall für das ungleiche Ermittler-Duo flicht die Autorin wieder historische Fakten ein. So sind die steigende Teuerung, die Wohnungsnot und die unsichere politische Lage ein großes Thema. Interessant auch der Blick auf die wenigen weiblichen Abgeordneten im Parlament. Eine fiktive Figur sticht hier besonders heraus: Adelheid Rupert, die mit ihrer Aktion sogar Veit Kolja einen aufrichtigen Respekt abnötigt (S. 324).

Sehr spannend ist auch der zweite, abermals misslungene Restaurationsversuch von Ex-Kaiser Karl I. in den Krimi integriert.

Gut gelungen ist die langsame Weiterentwicklung Ferdinands, der ja in Abwesenheit von Emmerich, den Doppelmord aufklären soll und dem dabei jede Menge Prügel vor die Beine geworfen werden. Dabei hält er sich an den Rat, den ihm sein Vorgesetzter gegeben hat: „Machen Sie genau das Gegenteil davon, was Sie sonst machen würden.“ Ganz unbeschadet kommt der Assistent natürlich nicht davon. Denn das „Paradies“ ist kein solches sondern der Vorhof zur Hölle, auf den man ihn bei der adeligen Erziehung nicht vorbereitet hat.

Diese Krimi-Reihe besticht durch ihre authentischen Figuren und Beschreibungen des Alltags. Die Zahlen, Daten und Fakten sind penibel recherchiert. Das eine oder andere historische Ereignis ist dem Verlauf des Krimis angepasst worden. Im Nachwort vermerkt Alex Beer, die im bürgerlichen Leben Daniela Larcher heißt, diese Freiheiten.

Dass die Reihe noch nicht zu Ende ist, lässt uns die Autorin auch wissen. August Emmerich erfährt endlich, nach langer Suche, den Namen seiner Mutter bzw. seines Vaters. Darauf freue ich mich, denn die Suche nach dem Vater wird bestimmt kein Honigschlecken.

Ich habe diesen vierten Band nicht aus der Hand legen können und in einer Nacht gelesen.

Fazit:

Spannend bis zur letzten Seite - eine gelungene Fortsetzung der Reihe rund um August Emmerich & Ferdinand Winter. Schade, dass hier maximal 5 Sterne zu vergeben sind.