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Macbeth

Nesbø, Jo
Macbeth

Rezension von Helmut Oefner

Macbeth

Dieser Roman ist Teil eines Shakespeare-Projektes anlässlich des 400. Todestages des Dichters. International renommierte Autoren wir Margaret Atwood, Gillian Flynn u.a. versuchen sich seit 2016 in einer Neuinterpretation klassischer Dramen Shakespeares. Nesbö widmet sich der um 1606 entstandenen Tragödie 'Macbeth', in der es um den Aufstieg des gleichnamigen Heerführers zum König von Schottland, seinen Wandel zum Despoten und sein gewaltsames Ende geht. Angesiedelt ist der Thriller in einer dreckigen, heruntergekommenen Industriestadt in Schottland der 1970er Jahre, in der Dauerregen, Arbeitslosigkeit, Korruption, Drogenhandel und Bandenkriminalität den tristen Alltag bestimmen. Macbeth, aus asozialen Verhältnissen stammend und Ex-Junkie, ist inzwischen Leiter eines SWAT-Teams, der gemäß seinem literarischen Vorbild der Gier nach Macht verfällt. Die Beschreibung der Stadt ist sehr plastisch und erinnert an den Graphic Novel 'Sin City', die Stimmung ist extrem düster, die Action mitreißend und brutal - deutliche Parallelen zum Nordic Noir sind zu erkennen. Doch leider lassen sich nicht alle Handlungselemente problemlos aus dem Mittelalter in die Neuzeit übertragen: so ist etwa der entscheidende 'Königsmord' aus der Sicht moderner Kriminaltechnik wenig überzeugend. Insgesamt ein ungewöhnlicher und durchaus spannender Thriller, aber 'Harry Hole' ist mir bei weitem lieber!